Trauer um Norbert Hollauer

Viele Jahrzehnte ist er mit uns gegangen, Gemeinschaft, gute christliche „Communio“ war ihm ein Herzensanliegen.

Vom heiligen Franz von Sales gibt es ein schönes Wort:

„Die Zeit, Gott zu suchen, ist das Leben. Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod. Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit!“

„Die Zeit, Gott zu suchen ist das Leben“. Das passt sehr gut zur Vita unseres Norbert Hollauer.

Ursprünglich wollte Norbert Hollauer, geboren am 10. Januar 1940 in Ittling mitten im Zweiten Weltkrieg, Priester werden. Ein Wunsch, der sich den Zeitumständen geschuldet, nicht erfüllte. Doch er sollte auf andere Weise das allen Gläubigen von Gott verliehene Priestertum umfassend leben dürfen.

Nach dem Schulbesuch in Ittling trat er alsbald in die Lehrerbildungsanstalt in Straubing ein. Er nahm früh seine pädagogische Begabung wahr, die er dann die vielen Jahrzehnte seines Wirkens als Lehrer mit großer Leidenschaft ausübte. Erste Station seines beruflichen Weges war das schöne Lalling im Bayrischen Wald. Und es sah fast so aus, als wenn er dort Wurzeln schlagen sollte. Am 24. August 1963 – am Tage seiner Beerdigung vor genau 59 Jahren – hatte er seine Frau Annelore geheiratet, zwei Töchter – Birgit und Christine – kamen zu Welt und die junge Familie war an der Wirkungsstätte von Norbert Hollauer gut beheimatet. Der junge Lehrer engagierte sich bei der Feuerwehr und wurde durch das Vertrauen seiner Mitbürger in den örtlichen Gemeinderat gewählt. 1970 entschloss sich Norbert Hollauer jedoch zur Rückkehr nach dem heimatlichen Ittling, wo er ein Haus baute. Fortan war er als Lehrer, später als Konrektor an der Volksschule Ulrich Schmidl eingesetzt, bevor ihm dann die Rektorenstelle an der Grundschule hier in Ittling übertragen wurde, die er mit großer Hingabe, pädagogischem Geschick und überzeugender und verantwortungsvoller Personalführung erfüllte. Er verstand es, die Schülerinnen und Schüler dort abzuholen, wo sie standen und ließ ihnen mit freundlicher Geduld aber auch mit beharrlicher Konsequenz die ihnen jeweils mögliche Bildung angedeihen. Kollegial, auf eine gute Gemeinschaft bedacht, leitete er die Schulfamilie bestens bis zum Jahre 2000, dem Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand.

Eine besondere Berufung fand er im kirchlichen Bereich: Jahrzehntelang diente Norbert Hollauer auf vielfältige Weise als überzeugter, glaubensvoller und herzensguter Christ seiner Pfarrgemeinde Ittling. Viele Jahre hat er als Vorsitzender des Pfarrgemeinderates die jeweiligen Pfarrer tatkräftig unterstützt und die Glaubensvollzüge seiner Pfarrgemeinde wesentlich mitgeprägt. Zugleich leitete er als großer Marienverehrer lange Zeit die Ortsgruppe der Marianischen Männerkongregation. Bis zuletzt stand er als Präfekt der traditionsreichen Herz-Marien-Bruderschaft mit großem Eifer vor. Als Kommunionhelfer reichte er den Ittlinger Pfarrangehörigen andächtig bei Messfeiern und Krankenkommunionen das Heilige Sakrament. Darüber hinaus engagierte er sich als Lektor und Vorbeter. Unzähligen verstorbenen Pfarrangehörigen hat er den Sterberosenkranz persönlich gestaltet.

Ein besonderes Augenmerk galt auch der Marianischen Männerkongregation Straubing auch auf überörtlicher Ebene, wo er dem jeweiligen Zentralpräses als geistlicher Assistent zur Hand ging. Mit seinem umfassenden religiösen Wissen, aber auch mit dem ihm eigenen literarischen Talent verwandte er große Mühe und Sorgfalt auf die Abfassung des jährlichen Sodalenblattes. Gerade in den zurückliegenden Jahren hat er diese Publikation noch einige Male mit enormen Eifer inhaltlich hervorragend gestaltet. Dabei kam es ihm darauf an, die von ihm ausgewählten religiösen Leitthemen von ganz unterschiedlicher Seite her umfassend zu beleuchten, so dass sich die Leser dann selbst ein gutes Urteil bilden konnten. Indoktrination war ihm fremd, gute Bildung jedoch ein Herzensanliegen, das wurde hier sehr deutlich.

Für dieses umfassende christliche Lebenszeugnis wurde Norbert Hollauer 2019 von Diözesanbischof Dr. Rudolf Voderholzer mit der „Bischof-Johann-Sailer-Medaille“ für hervorragende Verdienste als Weltchrist ausgezeichnet.

Im Ruhestand widmete sich Norbert Hollauer natürlich auch seiner Familie ganz besonders herzlich. Für seine sieben Enkelkinder und später drei Urenkel liebevoll da zu sein, bereitete ihm die höchste Freude. Er war mächtig stolz auf sie und glücklich über deren Besuche. Ein schwerer Schicksalsschlag bedeutete für ihn 2014 der Tod seiner Ehefrau Annelore, die er jahrelang bestens zuhause gepflegt hatte. Doch er verlor nicht seinen Lebensmut und seine Offenheit dem Mitmenschen gegenüber, obgleich er sich selbst immer wieder schwerwiegenden gesundheitlichen Anfechtungen ausgesetzt sah. Verzweiflung hätte nicht zu ihm gepasst, er nahm das Leben so, wie es war – aus einem tiefen Glauben heraus, der ihm Haltung verlieh. Als er zuletzt die Gottesdienste in der Pfarrkirche nicht mehr besuchen konnte, zählte er zu den treuesten „Usern“ des Youtube-Kanals der Pfarrei Ittling, auf dem die sonntäglichen Gottesdienste übertragen werden. Norbert Hollauer war eben ein wacher Geist in allen Lebenslagen.

„Die Zeit, Gott zu suchen ist das Leben“. Das ist bei unserem verstorbenen Mitbruder in besonderer Weise sichtbar geworden.

„Die Zeit, Gott zu finden, ist der Tod.“

Norbert Hollauer sah dieser Realität des Sterben Müssens bewusst ins Auge. Wenn er bei einem der letzten Krankenbesuche mir gegenüber äußerte, dass er nicht mehr lange zu leben habe, lag über diesen Worten keinerlei Trauer oder Bitterkeit.  Und wie sie, liebe Angehörige mir berichteten, ist er ganz friedlich im Klinikum Straubing von dieser Welt in das ewige Leben hinübergegangen, in dem Bewusstsein, dass nun ein Ziel erreicht ist, zu dem er ein Leben lang unterwegs war. Herr Hollauer hatte noch vor einiger Zeit mit dem Gedanken gespielt, für das neue Sodalenblatt den Themenschwerpunkt zu setzen, der einem Bildwort der Psalmen entlehnt ist und lautet: „Mit meinem Gott überspringe ich Mauern.“ Sein gottergebenes Sterben ist nun ein beredtes Zeugnis geworden dafür.

„Die Zeit, Gott zu besitzen, ist die Ewigkeit!“

Gute christliche Gemeinschaft pflegen, geistvolles Zeugnisgeben auf der Ebene der Gegenwart und unerschütterliches Gottvertrauen prägten das Leben von Norbert Hollauer. Das ist wie ein Vorausbild der himmlischen Herrlichkeit. In jene ist unser Mitbruder nun eingegangen. Er ist bei Gott, er wird dessen teilhaftig, was Jesus uns verspricht: Die ewige Gemeinschaft mit Gott, die bleibt.

Das Glaubenszeugnis unseres Norbert Hollauer mag uns Anstoß sein, wie er auf Gott hin zu leben, in unerschütterlichem Gottvertrauen das Leben anzunehmen, wie es ist. So wollen wir auch versuchen, den schmerzvollen Abschied von unserem Mitbruder anzunehmen, weil wir wissen: Er hat das Ziel erreicht, zu dem wir unterwegs bleiben.

Pfarrer Stefan Altschäffel

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