175 Jahre Pfarrkirche St. Johannes

Heuer dürfen wir das 175-jährige Jubiläum unserer Pfarrkirche St. Johannes feiern. 

Das Festwochenende ist für 18./19. Oktober 2025 geplant.

Feier des 175-jährigen Kirchweihjubiläums

Wir laden alle Pfarrangehörige herzlich ein, das 175jährige Jubiläum des Bestehens unserer Pfarrkirche St. Johannes mitzufeiern. Dieses besondere Ereignis ist ein schöner Anlass, der Geschichte und der Erbauung unserer Ittlinger Pfarrkirche zu gedenken und uns ihrer Bedeutung für unsere Pfarrgemeinde wieder neu bewusst zu werden.

Dazu gibt es ein Festprogramm:

Samstag, 18. Oktober 2025

14.00 Uhr Kunstgeschichtliche Kirchenführung mit Herrn Bürgermeister Werner Schäfer in der Pfarrkirche

anschließend kleine Bewirtung im Pfarrheim mit geselligem Beisammensein

Sonntag, 19. Oktober 2025

10.15 Uhr Festgottesdienst in Konzelebration mit Predigt von H.H. Prälat Domdekan em. Dr. Josef Ammer

und musikalischer Gestaltung durch die Chor- und Instrumentalgruppen der Pfarrei Ittling

anschließend Kirchweih-Stehempfang im Kirchgarten

175jähriges Jubiläum der Pfarrkirche St. Johannes

Die einstige Pfarrkirche bis 1841

Der Vorgängerbau unserer heutigen Pfarrkirche wurde vor 1673 errichtet und am 25. Juli 1674 vom Regensburger Weihbischof Franz Weinhart benediziert. Es handelte sich um einen barocken Sakralbau, von dessen Gestalt leider nichts überliefert ist. Geraume Zeit später – um 1720 –  hatte der Straubinger Kirchenmaler Joseph Anton Merz die Deckenfresken für St. Johannes gemalt. Aus dem Bestand der damaligen Innenausstattung sind in die Gegenwart die große zentrale Kreuzigungsgruppe mit dem Kruzifixus, Maria und Johannes, ein Werk des Straubinger Bildhauers Simon Hofer, geschaffen um 1750, überkommen. Spätbarocke Skulpturen des hl. Sebastian und des hl. Florian fertigte der damals vielbeschäftigte Bildhauer Johann Gottfried Frisch oder auch dessen Sohn Bernhard aus Bogen. Sie überstanden den Kirchenbrand. Drei Altäre, die dem hl. Johannes Baptist, der Seligen Gottesmutter Maria und dem hl. Franz Xaver (vormals der hl. Katharina) geweiht waren, wurden jedoch durch den Brand zerstört.

Diese Pfarrkirche war gewiss nicht der erste Sakralbau in Ittling. Eine frühe Kirche, wohl entstanden unter dem Einfluss des Klosters Niederaltaich, das in Ittling begütert war, fand bereits in einer Tauschurkunde des Jahres 905 Erwähnung. Ein erster Pfarrer ist durch einen Diözesanmatrikel für das Jahr 1414 bezeugt. In einem Gutachten zu Überlegungen des Wiederaufbaus der Pfarrkirche nach dem Brandunglück wird ein schönes gotisches Gewölbe erwähnt, das noch fest auf den Grundmauern ruhe. So ist davon auszugehen, dass 1841 ein barockes Langhaus vorhanden war, das sich an den mittelalterlichen Chor fügte, eine damals übliche Lösung. Aus gotischer Zeit stammen die Skulpturen des hl. Leonhard (gefertigt um 1500), der hl. Klara sowie der hl. Theresia an den Wandpfeilern des Langhauses. Aus dem 16. Jhd. stammt das Rotmarmorepitaph der Herren von Moosdorf im Erdgeschoss des Kirchturms.

Verheerendes Brandunglück von 1841

Am 25. Mai 1841 brach um 12.30 Uhr mittags in Ittling ein verheerender Brand aus. Durch eine mutmaßliche Brandstiftung am Wirtsstadel, in dem sich fatalerweise auch das Feuerwehrhaus befand, entstand ein gewaltiger Dorfbrand, der neben der Pfarrkirche auch den Ökonomiepfarrhof, das Wirtshaus, die Schmiede, das fast neuwertige Schulhaus und einige Bauernhäuser erfasste. Insgesamt brannten 23 Firste nieder. Neun Familien waren vorübergehend obdachlos, darunter auch der Pfarrer samt Kooperator. Pfarrer Johann Baptist Graf kam bis zum Wiederaufbau des Pfarrhauses  in einem Bauernhof unter.

Ein langer mühsamer Weg zur neuen Pfarrkirche

Während der Pfarrhof aufgrund der reichen Pfründe relativ rasch wieder neu errichtet wurden, war der Weg zu einer neuen Pfarrkirche langwierig und mühsam. Jahrelang versuchte man in Ittling  zunächst, die Brandruine wiederaufzubauen, behalf sich mit einfachsten Provisorien, kämpfte mit den nur zäh kooperierenden Behörden der behäbigen staatlichen und kirchlichen Obrigkeiten. Die beiden weiteren vorhandenen Kirchen der Pfarrei, die Filialkirche St. Stephanus in Amselfing und die Aukirche, konnten nur sehr bedingt als Ersatz dienen. Zwei Pfarrer verließen ob der zunehmend auch pastoral prekär anmutenden Lage in rascher Folge Ittling. Erst 1847 konnte man unter Pfarrer Anton Moosmüller mit großer Unterstützung der begüterten Filialkirchenstiftung Amselfing zum Neubau schreiten, der – ganz der geistigen und kulturellen Strömung jener Epoche und der Kirchenpolitik König Ludwigs I.  gemäß – im Stil des Historismus entworfen wurde vom damaligen Königlich-Bayrischen Zivilbauinspektor und Architekten Leonhard Schmidtner (1799-1873) aus Landshut. Unter seiner Leitung entstanden eine ganze Reihe von Kirchenneubauten in Niederbayern. Die Bauausführung oblag dem Straubinger Baumeister Hofmeister. Am 12. Oktober 1849 konnten in Ittling zum ersten Mal wieder die Glocken geläutet werden. Im selben Jahr lieferte die Straubinger Orgelbauanstalt des Anton Ehrlich eine neue Orgel.

Einweihung der neuen Pfarrkirche

In der Sakristei von St. Johannes befindet sich folgende Urkunde:

„Am 8. September 1850 habe ich, Valentin, Bischof von Regensburg, diese Pfarrkirche zu Ittling zu Ehren des hl. Johannes des Täufers eingeweiht und zwar den Hochaltar zu Ehren des Hl. Johann Baptist, den Seitenaltar auf der Evangelienseite zu Ehren der seligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, den Altar auf der Epistelseite zu Ehren der hl. Leonhard und Wendelin. In den Hochaltar wurden die Reliquien der hl. Märtyrer Clemens, Aurelius, Probus, der thebäischen Legion und anderer hl. Märtyrer, in den zweiten Altar die Reliquien der hl. Probus, Vital, Gaudentius und anderer Märtyrer, in den dritten Altar die Reliquien der hl. Gaudentius, Fortunata und anderer hl. Märtyrer eingeschlossen. Zugleich habe ich allen Christgläubigen, welche am jedesmaligen Jahrestage der Kirchweih (welche inskünftig jedes Mal am zweiten Sonntag im September stattfinden wird), diese Pfarrkirche andächtig besuchen werden, einen Ablass von vierzig Tagen bewilligt.“

Ein stets weiterwachsender Bau

Die aus dieser Beschreibung ersichtliche neue Ausstattung der Pfarrkirche, an der Franz Seraph Merz als Kirchenmaler und Michael Keller sowie Wolfgang Gablinger  als Bildhauer maßgeblich beteiligt waren,  wurde unmittelbar später noch ergänzt bzw. verändert. 1851 erfolgte die Weihe eines neuen Kreuzwegs. 1880 stand bereits eine erste Innenrenovierung an, bei der die drei Chorfenster neu gestaltet wurden nach Beratung durch den kunstverständigen Regensburger Domvikar Georg Dengler. Nach Entwürfen des Wiener Kunstprofessors Johann Evangelist Klein entstanden Fenster mit den Motiven der Maria Immaculata, des Pfarrpatrons Johannes Baptist sowie des Erzengels Michael. 1889 ist ein größeres Aufhebens um die Beschaffung von Dachrinnen bezeugt, die bisher nicht verbaut wurden, eine Tatsache, die zu größeren Bauschäden geführt hatte. Im Jahre 1897 trug man sich dann gar mit dem Gedanken einer Kirchenerweiterung um zwei Seitenschiffe, um die inzwischen größere Anzahl der Gläubigen aufnehmen zu können, beließ es aber bei einer Verlängerung der Empore um ein Joch. 1903 wurden zwei neue Seitenaltäre nach Entwürfen des Landshuter Architekten Weiß geliefert. 1939 fertigte der Regensburger Bildhauer Jakob Helmer zwei Figuren der Immaculata und des Herzens Jesu (noch vorhanden im Pfarrarchiv) in barocker Formensprache an.

Um 1950 gefielen in Ittling die Altarbilder der Seitenaltäre nicht mehr und man ersetzte sie durch Skulpturen aus dem historischen Bestand (barocke Maria Regina Caeli und gotischer St. Leonhard). Weitere Skulpturen wechselten in rascher Folge ihre Positionen im Kirchenraum, so dass das geflügelte Wort von den „Ittlinger Wanderheiligen“ die Runde machte.

Einen großen Einschnitt bezüglich der inneren Gestalt der Pfarrkirche brachte das Jahr 1966. Unter Pfarrer Raimund Nather entledigte man die Pfarrkirche ihrer neuromanischen Ausstattung nahezu vollständig und errichtete einen dem damaligen Zeitgeschmack entsprechenden, später allzu nüchtern anmutenden Chorraum. Den Anregungen des II. Vatikanischen Konzils folgend, wurde ein gemauerter Zelebrationsaltar errichtet, den Diözesanbischof Rudolf Graber am 10. November 1968 weihte. Sein damaliger Wunsch „Bleib in Frieden, lieber Altar“ erfüllte sich jedoch nicht. 1977 erhielt die Pfarrkirche eine neue Orgel durch die Orgelbaufirma Weise aus Plattling. Um 1995 erfolgte eine weitere umfassende Kirchenrenovierung unter Pfarrer Paul Urlberger. Sein Anliegen war es, dem nüchternen Raumeindruck wieder mehr Behaglichkeit zu verleihen. Die Stele für das Kreuz wurde zum Tabernakel umgestaltet und zum Kirchenschiff hin versetzt. Dahinter entstand im Halboktogon des Chorschlusses ein Taufort. Der 1968 geweihte Altar wurde abgebrochen und durch einen Holztisch ersetzt, an dessen Flanken geschnitzte Tafeln zum Thema „Opfer“ Platz fanden. Im selben Stil wurde ein hölzerner, allseitig mit Schnitzwerk versehener Ambo geschreinert sowie ein sehr wuchtiger Priestersitz mit Motiven aus der Pfarrei. Die Maßnahme beinhaltete auch die Neufassung des Raums nach historischer Befundung im neuromanischen Stil. Auf der südlichen Seite der Chorwand wurde ein Schnitzwerk von der Taufe Jesu angebracht als freie  Kopie der entsprechenden Szene am Altar der Taufkapelle der Basilika St. Jakobus und St. Tiburtius in Straubing von Mathias Obermayr.

Neugestaltung des Altarraums zum Kirchenjubiläum

Sicherlich stand der neue Pfarrer 2016 unter dem Eindruck von zwei umfassenden und äußerst qualitätsvollen Kirchenneugestaltungen in seiner ehemaligen Pfarrei und konnte sich mit den „volkstümlichen“ und „klobigen“ Gegebenheiten in Ittling so nicht recht anfreunden. So wurden seit 2019 im Zusammenwirken mit der Kirchenverwaltung einige behutsame Schritte der Neugestaltung und Neuordnung vollzogen. Die entscheidende Wende geschah mit dem vom Ittlinger Malkreis unter Leitung von Hannelore Christ 2024 geschaffenen Altarretabel mit dem Leitgedanken „Welche Farbe hat die Hoffnung?“. Es hinterfängt die zentrale Kreuzigungsgruppe und erinnert zumindest formal an einen Hochaltar, ohne den der gesamte Raum nicht so recht funktioniert. Zugleich wohnt dem Retabel eine ungeheuer hoffnungsfrohe Ansage inne. Das Kreuz soll ja nicht den Abschluss eines sakralen Raumes bilden, vielmehr soll dahinter sichtbar werden, welche Herrlichkeit und Hoffnung dahinter aufleuchten. Schließlich erhielt der Vorstehersitz eine neue Form und eine Position, welche die Rolle des Priesters in ein vernünftiges Zueinander zur Gottesdienstgemeinde bringt. Zuletzt bekamen Altar, Ambo und die Ablage für das Evangeliar eine neue formal überzeugende Gestalt auf Höher der Zeit durch die Schreinerei Laumer-Bierl aus Steinach sowie die Kunstschmiede Kölbl aus Pocking. Entwürfe zur Metallgestaltung stellte der Regensburger Diözesanarchitekt und Künstler Tom Kristen, ein gebürtiger Straubinger, zur Verfügung. Eine Altarweihe war nicht notwendig, da der neue Altar den bestehenden gleichsam umhüllt. In ihm ruht der geweihte Altarstein mit den historischen Reliquien des ehemaligen Volksaltares von 1968. Insgesamt konnte eine neue unaufdringliche Ordnung geschaffen werden mit einer sympathischen Staffelung des Raums. Zugleich gelang es, verschiedene zwischenzeitlich eingelagerte historisch bedeutsame Kunstwerke wieder überzeugend und behutsam in das Raumgefüge zu integrieren, so die neuromanischen Flügel des ehemaligen Hochaltares mit der Taufe Jesu sowie der Enthauptung Johannes des Täufers, die einstmaligen Seitenaltargemälde (Maria Sedes Sapientiae, Leonhard und Wendelin), zwei barocke Gemälde (Früchte des Altarsakramentes, Maria und Elisabeth mit dem Jesusknaben und Johannesknaben) sowie zwei Nazarenerbilder (Taufe Jesu und Wiederfindung des 12jährigen Jesus im Tempel). So verbinden sich nun Historie und Gegenwart zu einer harmonischen Einheit, in der die Liturgie hervorragend gelingen kann.

Stefan Altschäffel

Literatur: Dr. Josef Ammer: Historische Notizen zur Pfarrei Ittling, ders.: „Als die Ittlinger Pfarrkirche 1841 in Flammen aufging“, Norbert Hollauer: 905 bis 2005, 1100 Jahre Kirche Ittling; Werner Schäfer: Kunstgeschichte der Stadt Straubing 19./20 Jahrhundert

Wer sich eingehender über die Hintergründe des Kirchenbaus informieren möchte, kann dies hier tun:

Norbert Hollauer: 905 bis 2005, 1100 Jahre Kirche Ittling 

Dr. Josef Ammer: „Als die Ittlinger Pfarrkirche 1841 in Flammen aufging“

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